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Wednesday, December 25, 2013

kleine schreiberei von lange her. [scribblings]

Eine Begegnung
Hinter mir fällt die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss. Aufatmend reibe ich meine steifgefrorenen, gefühllosen Hände aneinander und erfreue mich der Tatsache, dass ich an der Wärme bin. Kurze Zeit später geniesse ich, dass diese auch in meine Hände zurückgekehrt ist und schlendere durch die Räume des Kunsthauses; ich gehe einige Schritte, bleibe vor einigen Gemälden stehen und freue mich darüber, dass es mich trotz des Alltagsstress nun doch wieder einmal hierher verschlagen hat. Einige Bilder erscheinen mir bereits wie alte Bekannte, doch nun fesselt ein Bild, welches mir noch nie zuvor aufgefallen ist, meinen Blick. Es ist unscheinbar und klein, hängt versteckt in einer Ecke und im Glas davor spiegelt sich eine Lampe. Hinter dieser Glasscheibe erkenne ich einen Mann; unbeweglich sitzt er da, an eine Steinmauer gelehnt, und erweckt den Anschein, als würde er schlafen... 
Er sass schon seit geraumer Zeit an die Mauer gelehnt da. Allmählich spürte er die spitzen Steine im Rücken. Nicht gerade angenehm, doch half ihm dies, wachsam zu bleiben und die beiden Säcke im Auge zu behalten, die noch bis oben mit Orangen gefüllt waren und die er noch verkaufen musste, damit er über die Runden kam. Die Schweisstropfen liefen ihm von der Stirn über die Schläfen hinunter, kein Luftzug brachte Erleichterung in die Stunden der Mittagshitze. Noch liess sich kein anderer Händler blicken, doch so sicherte er sich seinen Platz unter den kargen Bäumen, welche wenigstens etwas Schatten spendeten. Wenn doch nur endlich Kundschaft kommen würde...
Mein Blick fällt auf das Schild, welches neben dem Bild befestigt ist: Der Orangenverkäufer in Marokko, kann ich darauf lesen. Marokko. Mein Ferienziel. Ich richte meinen Blick auf die Umgebung und beginne zu träumen. Strand, Meer, Hitze... Ja, Hitze. Endlich wieder einmal richtig schwitzen, bis einem der Schweiss in Bächen hinunter fliesst. Ich stelle mir einen Markt vor, tauche hinein in all die fremdartigen Geräusche und Gerüche. Ich empfinde einen würzigen Geschmack, glaube eine Orange auf meinen Lippen zu spüren. Die Sonne erwärmt mein Gesicht und zaubert ein Lächeln auf meinen Mund... 
Er sah eine Bewegung, sein Körper spannte sich an, sein wachsamer Blick folgte einer kleinen Gestalt, welche einige Meter entfernt die Strasse entlang ging und langsam auf ihn zukam. Sie war eigenartig gekleidet, ganz anders als es üblich ist, ihre zierliche Gestalt war eingehüllt in schwarze, viel zu warme Kleidungsstücke...
Plötzlich gehe ich eine notdürftig gepflasterte Strasse entlang, meine Kleidung ist unpassend, schon nach einigen Schritten strömt mir der Schweiss aus allen Poren. Vor mir entdecke ich den Orangenverkäufer; er ist in weisses Leinen gekleidet und trägt einen tiefblauen Turban der in weichen Falten sein braungebranntes Gesicht umrahmt. Seine harten Gesichtszüge und die tiefen Falten zeigen, dass er schon viel erlebt hat und sicher kein einfaches Leben hatte, doch seine dunkeln Augen treffen mich unerwartet; sie besitzen eine unglaubliche Sanftheit...
Die kleine fremde Frau sah ihm direkt in die Augen. Staunend nahm er ihre leuchtend grünen Augen wahr, die einen so eigenartigen Kontrast zu den schwarzen Haaren bildeten. Zärtlich berührte er ihre Wange, die so fein, so sanft wie Seide war...
Er streicht mir mit seiner aufgesprungenen, an harte Arbeit gewöhnten Hand über meine Wange, da nehme ich seine Hand in meine und betrachte sie. Da spüre ich wie mich jemand anrempelt, und höre von weitem ein gemurmeltes: „Entschuldigung“

Als ich wieder aufblicke sehe ich wieder das Bild vor mir. Ich taumele einen Schritt zurück, als hätte mich jemand geschlagen. Als ich mich gefasst habe, bemerke ich bestürzt, dass sich unter meinen Achselhöhlen Schweissflecken gebildet haben. Verwirrt mache ich mich auf den Heimweg und als ich in die Kälte hinaustrete, brennt meine Wange immer noch an dieser Stelle, an der er mich berührt hat...

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